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Ein Wort des Präsidenten n° 5

Ein Wort des Präsidenten

Dialog und Kompromiss – oder Kampf der Gewerkschaften?

 

Die Geschichte der Gewerkschaften und der Arbeitswelt zeigt, dass fast alle sozialen Fortschritte durch mutige und entschlossene Arbeitskämpfe errungen worden sind. Selten hat sich das Unternehmertum dazu herabgelassen, angetrieben von plötzlichem Mitgefühl, den Angestellten von sich aus soziale Verbesserungen zu gewähren. Bevor die Sozialpartnerschaft begann, erreichten jene Arbeiter, welche länger streikten, mehr als jene, die schnell aufgaben. 

Die aktuelle Sozialpartnerschaft stellt das Gespräch und den gegenseitigen Respekt in den Vordergrund. Lange haben die Gewerkschaften im Konsens und in Verhandlungen fast so viel erreicht wie früher durch die Arbeitskämpfe. Unsere aktuelle Herausforderung, hier und heute, ist mehr der Erhalt bisheriger sozialer Errungenschaften als wirkliche Verbesserungen. Ja, die Wirtschaft hat sich verändert. Die Diener des wilden Kapitalismus und des Profits um jeden Preis haben nur wenig Respekt vor den Angestellten und den Gewerkschaften. Der Dialog wird so zu einem Gespräch unter Gehörlosen, im Stil von „schwatz ruhig ein bisschen...“. Ich persönlich sage also ja zu Diskussion und Dialog, aber wenn sich beim Gegenüber kein Wille zu wirklichen Lösungen zeigt, dann muss man mit allen zur Verfügung stehenden legalen Mitteln zum gewerkschaftlichen Kampf bereit sein. Und da hat die Anzahl Gewerkschaftsmitglieder weniger Gewicht als deren Entschlossenheit, Mut und Verlässlichkeit, wenn es darum geht, den Beschlüssen ihrer Organisation zu folgen.  Zusammenfassend also: in erster Linie der Dialog, in zweiter Linie gewerkschaftliche Kampfmassnahmen.    

Kämpferische Grüsse!  

Olivier Cottagnoud, Präsident der Autonome Pöstlergewerkschaft,    August 2014  

P.S. Meine Briefe sollen ganz bewusst aufrütteln. Es gefällt mir sehr, wenn sie eine Diskussion auslösen. Eure Kommentare sind willkommen! Die früheren Briefe sind auf www.sap-ch.org/news

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